
Jetzt ist es März und der Winter ist endlich vorbei in Lashkar Gah. Der Frühling bringt deutlich besseres Wetter. In der Zwischenzeit habe ich meinen Urlaub in Istanbul verbracht. Es ist unfassbar, wie sehr man es vermissen kann, einfach eine Straße entlang zu gehen oder in einem Café zu sitzen – denn aus Sicherheitsgründen ist unsere Beweglichkeit hier in Afghanistan stark eingeschränkt.
Als ich mit frischer Kraft zurück ins Projekt kam, hat uns eine Kinderärztin aus dem zuständigen Headquarter von Ärzte ohne Grenzen besucht, und wir konnten eine Menge Themen klären hier im Krankenhaus. Sie gab uns auch ein Training in Notfalltriage und -behandlung – deren Einführung ich tatkräftig unterstützt hatte.
Als ich zurück kam nach Lashkar Gah, musste ich feststellen, dass einer der Vierlinge, von denen ich in meinem letzten Beitrag berichtet habe, leider gestorben war. Offenbar hatten sich alle vier in meiner Abwesenheit eine Atemwegsinfektion zugezogen. Da sie weit entfernt vom Krankenhaus leben, konnte einer der Vierlinge nicht mehr rechtzeitig behandelt werden. Die anderen drei wurden im Krankenhaus aufgenommen und schon wieder entlassen, bevor ich zurückkam. Einerseits war ich entsetzlich traurig, das zu hören. Doch andererseits ist es schon ein großer Fortschritt hier in Helmand, dass drei von den Vierlingen überlebten und es ihnen offenbar gut geht – denn das hätte ich nicht erwartet, als ich sie direkt nach der Geburt gesehen habe.
Wenn ich Patienten wie diese Neugeborenen sehe, denen es so gut geht, macht mich das glücklich. Aber die Auseinandersetzung mit dem Tod kann hier ganz schön hart sein. Kinder sterben zu sehen oder derjenige zu sein, der entscheidet, dass die Wiederbelebung eingestellt wird, weil es keine Hoffnung mehr gibt, ist für mich zur alltäglichen Erfahrung geworden. Durchschnittlich haben wir zwei bis drei Todesfälle jeden Tag.